Stammzelltherapie in der Onkologie

Die Wissenschaftler sind ständig auf der Suche nach wirksamen Behandlungen von Krebs. Jüngste Forschungen haben die Vermutungen bestätigt, dass jeder Krebs eigene, äußerst resistente Stammzellen ausbildet, in denen der Tumor wachsen kann und die ihn am Leben erhält. Eine wichtige Erkenntnis für die Entwicklung neuer Medikamente, die die wichtige Rolle der Stammzellentherapie in der Krebsbehandlung deutlich macht.


Jede Krebsart entwickelt eigene Stammzellen, die das Wachstum der Tumoren vorantreiben. Sie verändern die Stammzellen so, dass der Tumor ungestört wuchern kann und stetig neue Krebszellen gebildet werden, die sich über die Blutbahn im Körper verteilen können und Metastasen ausbilden. Gerade diese Krebsstammzellen sind sehr resistent gegenüber Chemotherapie oder Bestrahlung, weshalb, so legen neue Forschungsergebnisse nahe, sich nach der Krebstherapie auch wieder neue Tumore entwickeln. 

Diese Erkenntnis legt nahe, dass eine erfolgreiche Behandlung von Krebs eng mit den Erfolgen in der Stammzelltherapie verbunden ist. Wenn es gelingt, diese Stammzellen zu zerstören, kann auch der Krebs dauerhaft entfernt werden, wie der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Krebsforschungszentrums Otmar Wiestler am Rand einer Konferenz in Heidelberg deutlich macht. Weil jede Krebsart eizigartig ist und die Stammzellen in jedem Organ anders funktionieren, liegt der Schlüssel zur Behandlung in der Erforschung der Signalwege, also welche biochemische Signale während der embryonalen Entwicklung sowie im erwachsenen Körper gesendet werden.


Leberkrebs

Die Stammzellen können die Funktion der Leber wiederherstellen und das Leberversagen verhindern. Sie tragen auch entscheidend zur Leberregeneration bei. Das wurde in einem Tierexperiment von Forschern der Universität Leipzig bewiesen.

Die während der Operation entstehenden Leberverfettungen gehen dabei zurück. Gerade sie sind für das Leberversagen zuständig. Dabei reicht die Zuführung der Stammzellen in die Blutbahn aus, damit sich die Stammzellen in Leberzellen umwandeln können. Nachdem die Leber wieder zu funktionieren beginnt, werden überflüssige Stammzellen abgeschoben. Das bezeichnen die Wissenschaftler als einen weiteren Vorteil der Stammtherapie.


Blutkrebs

Bis vor kurzem hatten an Leukämie erkrankte Patienten nur geringe Heilungschancen. Mittlerweile können mit der Transplantation von Knochenmark gute Therapieerfolge erzielt werden. Die erkrankten Stammzellen werden dabei durch transplantierte Zellen ersetzt, es werden neue gesunde Zellen produziert und Tumorzellen können abgetötet werden. 

Der Nachteil dieser Therapie besteht jedoch darin, dass die Zellen des neu erworbenen, nicht körpereigenen Immunsystems auch gesunde Zellen angreifen können. Haut, Leber und Darm sind am häufigsten davon betroffen. Diese Erscheinung ist als Graft-versus-Host-Disease (GvHD) bekannt: eine Hälfte der Patienten erleidet Schäden, für gut 20 Prozent endet dies sogar tödlich. Des weiteren kommt es bei jedem fünften Patienten nach der Transplantation erneut zur Leukämie.

Um ein besseres Ergebnis bei der Transplantation zu erreichen, gehen die Chemotherapie und die Bestrahlung der Transplantation voran. Diese Verfahren töten das gesamte blutbildende System des Patienten ab - so wird Platz für die neuen Zellen des Spenders geschaffen. Die verbleibenden gesunden körpereigenen Zellen werden später von den Zellen des Spenders angegriffen. Gegen die zerstörende Wirkung der transplantierten Zellen helfen so genannten Immunsuppressiva, die die körpereigene Abwehr herabsetzen aber zugleich auch den Prozess der Zerstörung von Krebszellen behindern.

Die Krebsforscher des Fraunhofer-Instituts für Zelltherapie und Immunologie IZI in Leipzig arbeiten deshalb an der Entwicklung eines Stoffes, mit dem GvHD bekämpft und gleichzeitig Tumorzellen zerstört werden können. Monoklonale Antikörper können dazu einen wesentlichen Beitrag leisten. Sie heften sich an die Oberfläche der Immunzellen, beugen der zerstörenden Wirkung der Immunzellen gegen den Organismus des Patienten vor und wirken auf transplantierte Blutzellen. So können Zellen noch vor der Transplantation geformt dazu bewegt werden, das gesunde Gewebe anzunehmen anstatt es anzugreifen. Somit lässt sich das Risiko einer GvHD sowie einer wiederholten Leukämie deutlich reduzieren.


Brustkrebs

Auch in der Behandlung von Brustkrebs versprechen sich die Mediziner wichtige neue Erkenntisse durch die Stammzelltherapie. Zwar kann diese Krebsart gut therapiert werden und endet selten tödlich, jedoch treten bei einigen Frauen erneut Metastasen auf. Über die Gründe für diese erneute Metastasenbildung ist bisher wenig bekannt.

Auch hier ist die Stammzellforschung ein wichtiger Helfer. So haben die Forscher des Deutschen Krebsforschungszentrums bei wiederkehrendem Brustkrebs sogenannte Metastasen-Stammzellen festgestellt, die für die Neubildung von Turmoren verantwortlich sind. Diese beinhalten bestimmte Proteine, die Forscher bezeichnen sie als Stammzellmarker CD47 und MET.

Je mehr Metastasen-Stammzellen im Blut nachweisbar sind, desto häufiger treten Metastasen bei Patientinnen auf. Gibt es dabei auch beide Marker, sinkt die Lebenserwartung der Patientinnen drastisch. Und umgekehrt: die Frauen, bei denen keine Marker zu finden sind, leben fast zehn Jahre länger. Jetzt wollen die Wissenschaftler prüfen, ob man die beiden Moleküle für eine zielgerichtete Therapie verwenden kann.